Kriegsgemüse

Gertrud Küster
Kriegsgemüse-Kochbuch
Mit einer Pflanzenbeschreibung von Wilhelm Obermeyer
Neu herausgegeben von Mirco Andrea Carlesso u. Isolde Döbele-Carlesso
2018. 80 Seiten. 120 x 180 mm. Gebunden.
ISBN 978-3939333-14-2
10,00 Euro

Einundneunzig Ermahnungen zur Ausnutzung alles
dessen, was wild auf deutschen Fluren wächst
und gleichwohl eßbar und schmackhaft ist und in
Kriegs- und Friedenszeiten auf unseren Tisch gehört.

Eine der vielen Maßnahmen der Kriegsernährungswirtschaft zur Bekämpfung der ständig wachsenden Lebensmittelknappheit während des Ersten Weltkriegs war die Errichtung der Reichsstelle für Gemüse und Obst im Mai 1916. Ihre Aufgabe bestand darin, die Erzeugung, Verwertung und Haltbarmachung des heimischen Gemüses und Obstes in jeder Hinsicht zu fördern. Daneben galt ihr Augenmerk auch den wildwachsenden Pflanzen, die helfen sollten, den täglichen Speiseplan zu erweitern. Die Reichsstelle hatte deshalb eine ganze Reihe von Schritten zur Verbreitung der Kenntnisse über die essbaren Wildpflanzen ergriffen. Unter anderem richtete sie im Frühjahr 1917 und 1918 Lehrgänge für die Verwertung von Wildgemüse und Wildfrüchten am Botanischen Institut der Universität Bonn ein, die der damals dort lehrende Botanikprofessor Ernst Küster (1874–1953) zusammen mit seiner Frau, der promovierten Botanikerin Gertrud Küster (1885 – 1967), der Autorin des vorliegenden Kochbuchs, leitete. Die Kursteilnehmer, darunter eine große Zahl Lehrer, sollten »an den Kostproben der neuen Gerichte – Cetrariasuppe und Tussilago-Frikadellen usw. – Gefallen finden«.*

Unter den Teilnehmern befand sich auch der Stuttgarter Volksschulrektor und ausgewiesene Pilzkenner Wilhelm Obermeyer (1861 – 1920), der das in den Lehrgängen erworbene Wissen in seinen Text für den im Verlag J. F. Schreiber im letzten Kriegsjahr erschienenen »Kleinen Atlas der Wild-Nutzpflanzen« einfließen ließ.

Ein Auszug seiner Pflanzenbeschreibung ergänzt diese Neuausgabe des »Kriegsgemüse-Kochbuchs«, welches die Reichsstelle für Gemüse und Obst 1917 in Berlin herausgegeben hat. Das Kochbuch ist eines von zahlreichen so genannten Kriegskochbüchern, die während des Ersten Weltkriegs veröffentlicht wurden. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Rezepte ausschließlich auf der Verwendung von Wildpflanzen und Unkräutern basieren, die man damals als »Kriegsgemüse« oder »Notgemüse« bezeichnete.

Verwendet werden in Gertrud Küsters Rezeptbuch nur die bekannten und leicht auffindbaren einheimischen Wildpflanzen, die – so die Autorin in ihrer Einleitung – im Frühjahr und Sommer ohne Zeitverlust geerntet werden können.

Gertrud Küster war überzeugt, dass jeder, der erst einmal die vorzügliche Beschaffenheit der Wildgemüse kennengelernt habe, nicht mehr auf »diese billigsten Schätze seiner Küche« verzichten wolle und diese auch in Friedenszeiten noch verwenden werde.